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…immer und überall

Auch wenn es Sinn macht, da aktiv zu werden, wo man sich befindet – auf der Arbeit, in der Schule oder Uni, und so weiter – gibt es auch einige Dinge, die man immer und überall tun kann, oder die nicht an eine dieser Sphären gebunden sind, sozusagen „in der Freizeit“ stattfinden. Wir dachten da an folgendes (die eingefärbten Punkte könnt ihr per Klick ausklappen, um mehr darüber zu erfahren):

Organisiere Dich!

Das ist natürlich einer unserer Kernvorschläge. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dich politisch zu organisieren, verschiedene Formen und auch je nachdem, welche Zwänge und Notwendigkeiten oder wichtige Dinge Dein Leben sonst ausmachen. Wir empfinden es als sehr hilfreich, mit Gleichgesinnten zu überlegen, was man tun kann, um dem Rechtsruck etwas entgegen zu setzen oder Orte der Solidarität und Begegnung zu schaffen.
Du kannst zum Beispiel:

  • Banden bilden: Dich um Deine Friends und Genoss*innen kümmern, deren Sorgen ernst nehmen, aufeinander aufpassen – direkt vor Ort und auch weiter entfernt.
  • Solidarische Netzwerke stärken, dich mit anderen Linken verbünden – an Bündnisstreffen gegen Rechts kannst Du oft auch als (nicht-organisierte) Einzelperson teilnehmen und direkt mitarbeiten! Ein guter erster Anlaufpunkt sind auch Offene Antifa Treffen in vielen Städten, die niedrigschwellig die Möglichkeit bieten, antifaschistische politische Arbeit auszuprobieren und Genoss*innen kennenzulernen. Sie sind genau darauf ausgelegt, Einzelpersonen, die (noch) nicht so gut vernetzt sind oder Erfahrung haben, einzubinden. In Marburg gibt es das auch, zum Beispiel zu finden auf Instagram unter @oatmarburg.
  • Gemeinsam an Demonstrationen und Aktionen teilnehmen
  • Dich digital vernetzen (siehe unten)
  • Dich in einer festen Gruppe organisieren: Kontakt zu lokalen Antifa-Strukturen kannst Du außer über das Internet oft auch über linke Orte in der Umgebung herstellen, zum Beispiel Autonome Zentren, Buch- oder Infoländen, Cafés. Schau dich um, ob die Flyer oder Mitmach-Aufrufe entdeckst. Oder wende dich an lokale offene Strukturen, wie die Offenen Antifa Treffen
Dein Umfeld kennenlernen – und zwar im doppelten Sinn.

Wenn Du weißt, wer um Dich herum ist, könnt ihr Netzwerke bilden und Euch gegenseitig im Alltag unterstützen. Dabei gilt es vor allem auch, Menschen im Blick zu haben, die strukturell belasteter sind – Alleinerziehende Menschen, ältere Menschen, Menschen mit ME/CFS nach Covid, Menschen deren Muttersprache nicht Deutsch ist, Menschen in finanziell prekären Situationen, … Bildet Banden!
Manchmal sind unsere Nachbar*innen auch Menschen, die mitwirken an der Faschisierung der Gesellschaft. Ob AfD-Parteimitglied, Amtsträger*in oder anders rechtsextrem, das sind Informationen, die der Antifa-Struktur deines Vertrauens im Zweifel weiterhelfen können. Kennst Du den Vermieter der lokalen Nazi-Stammkneipe oder weißt, dass dein rechter Nachbar neben seiner Arbeit als Lehrer auch im Schützenverein ist? Teil es mit! Kontakt zu lokalen Antifa-Strukturen kannst Du außer über das Internet oft auch über linke Orte in der Umgebung herstellen, zum Beispiel Autonome Zentren, Buch- oder Infoländen, Cafés, …

Support your local Antifa!

Auch hier gilt natürlich: Organisiert Euch! Wie das klappen kann, s. unter: Organisiere Dich.

Es gibt noch andere Möglichkeiten, lokale antifaschistische Strukturen zu unterstützen. Ihr könnt etwa, wenn ihr Aktivitäten von Faschos oder sonstige Informationen über diese (Namen, Adressen, Kennzeichen, …) mitkriegt, diese dokumentieren oder an solche Strukturen weitergeben. Das fängt bei rechten Stickern an, geht über die Kolleg*innen im Büro über das mitgehörte Gespräch in der Kneipe bis zu aktiven Recherchearbeiten. Hier gilt: Passt auf Euch und aufeinander auf! Es ist außerdem wichtig, vertraulich mit dem Wissen umzugehen, dass ihr über Personen und Strukturen habt.

Was sonst noch? Aktionen! Antifaarbeit kann vielfältig aussehen, ihr könnt stickern gehen, Plakate gestalten, Demos oder Bildungsarbeit machen (s.u.). Wenn größere Fascho-Events anstehen, wie zum Beispiel der Besuch von Martin Sellner in Marburg im Sommer 2024, sind Netzwerke und strategisches Vorgehen wichtig, damit es dann heißt: byebye Sellner, und ordentlich der Tag vermiest wird. Neben den Bildern und Inszenierungen von Faschos sind auch physische Orte gute Ziele für politische Auseinandersetzung und Aktion, bspw. Burschivillen oder Stammkneipen, Vereinsheime oder Afd-Parteizentralen. Lasst uns zusammen Faschos blockieren woimmer sie appearen!Support your local Antifa kann auch bedeuten, bestimtme Erinnerungstage zu pflegen oder Räume/Personen/Veranstaltungen zu schützen, die von rechter Gewalt bedroht sind. Und wenn Du damit eher weniger anfangen kannst – das ist auch okay, aber wichtig bleibt, solidarisch zu sein und eine Vielfalt der politischen Formen und Mittel anzuerkennen. Die Hufeisentheorie und gesellschaftliche Dämonisierung von Antifaschismus als Linksextremismus mit einhergehender massiver staatlicher Repression darf nicht als „Normalzustand“ gelten.

Support your local (or not so local) marginalisierte Personengruppe

Genau wie Du sind auch andere Menschen in Sorge oder bereits konkret getroffen durch die zunehmende Faschisierung der Gesellschaft. Sich gegenseitig zu unterstützen, aufeinander zu achten, ist dabei ganz wichtig. Gerade in Zeiten zunehmender rechter Gewalt gibt es Personen(gruppen), die besonders krass bedroht sind, z.Bsp. queere, migrantische, chronisch kranke, jüdische Leute… Auch bestimmte Regionen oder der ländliche Raum verfügen oft einfach über weniger finanzielle und strukturelle Ressourcen. Bilde Banden auch über Deine Szene und Bubble hinweg! Du kannst zum Beispiel Veranstaltungen besuchen, Orte unterstützen, in dem Du beim Renovieren hilfst oder vor Angriffen schützt, Menschen zuhören, mal in andere Städte fahren, wenn dort Demos oder Aktionen sind, eine Soliveranstaltung organisieren, Infrastruktur mitdenken (Shuttles, Autos, damit Menshcen von Dörfern teilnehmen können bwz Untersützung erfahren), über die Situation informieren, …

Mietenwahn bekämpfen

Die Mieten steigen und Wohnraum wird immer teurer. Menschen werden auf diese Weise aus zentraler gelegenen Wohnlagen in die Peripherie verdrängt. Wenn Du Deine Nachbar*innen oder die Menschen aus deinem Viertel kennenlernst, könnt ihr Euch auch zusammentun gegen Vermieter*innen, Mietenwahnsinn und Gentrifizierung. Austausch und Unterstützung sind oft ein erster Schritt zu Veränderung. Es gibt auch Möglichkeiten kostenloser juristischer Beratung (join your local Mieter*innenbund!) und in manchen Fällen hat auch schon eine Besetzung geholfen… Die Häuser denen, die drin wohnen!

Wohnraum teilen

Du hast (übergangsweise) ein freies Zimmer oder Platz und kannst Dir vorstellen, Deinen Wohnraum zeitweise mit einer von Abschiebung bedrohten Person zu teilen? Toll, dann ist das Bürger- oder Soliasyl genau das richtige für Dich! Für die Miete wird gesorgt und auch fehlende gemeinsame Sprachen sind kein Hindernis. In vielen kleineren und größeren Städten gibt es bereits Gruppen, die ansprechbar sind und die Koordination übernehmen. Wohnraum zu teilen, kann nicht nur Menschen schützen, sondern auch neuen Begegnungen und Freund*innenschaft ermöglichen. Dabei bietet das Soliasyl eine Möglichkeit, sich der gewaltvollen Abschiebe- und Asylpraxis des Staates solidarisch zu widersetzen. Falls Du mehr Informationen suchst, schau doch mal hier für Marburg, oder hier für bundesweit

Abschiebungen blockieren und Geflüchtete unterstützen

Rassistische und menschenfeindliche Politiken bedrohen das Leben von migrantischen oder migrantisierten Menschen. Aber das Recht auf ein Leben in Sicherheit geht uns darüber hinaus alle an. Asyl ist ein Menschenrecht, viele Menschen fliehen vor Krieg und den Auswirkungen einer ungerechten globalen Ordnung, von denen wir in Europa profitieren. Wir glauben: Jeder Mensch hat das Recht, zu gehen und zu bleiben, und sich überall ein gutes Leben aufzubauen: Kein Mensch ist illegal! Um konkret Anti-Abschiebe- und promigrantische Kämpfe zu unterstüzen, gibt es verschiedene Wege: Du kannst dich mit NoBorder- oder Soliasylgruppen in Deiner Umgebung vernetzen, schauen, wo es Kirchenasyl-Strukturen gibt oder Aufrufen folgen, die andere teilen. Häufig befassen sich auch Bündnisse gegen Rechts mit Migrationspolitik.

Eigene Demos organisieren

Demos sind eine ganz klassische Form, wie wir unsere Inhalte verbreiten können. Das ist eher symbolischer Natur und ändert materiell jetzt erstmal nicht direkt etwas an den Verhältnissen, aber auch Symbolpolitik ist nicht zu unterschätzen! So können wir Druck auf Personen in Machtpositionen ausüben, oder Themen im Gesellschaftlichen Diskurs setzen. Außerdem sind Demos oft eine der ersten Anlaufstellen, um sich zu politisieren, und wer gute Demoerfahrungen macht, ist danach vielleicht auch weiter politisch aktiv. Mit Spontandemonstrationen können politische Entwicklungen schnell kommentiert werden, mit regelmäßig zu bestimmten Daten stattfindenden Demos, wie dem Arbeiter*innenkampftag am 1. Mai oder dem feministischen Kampftag am 8. März kann an eine lange Tradition kämpferischer Bewegungen erinnert und angeknüpft werden. Demos können ein sehr unterschiedliches Aktionsniveau haben. Bei manch einer Demo geht es ums Dasein, Transpis halten und Parolen Rufen, bei anderen legt man sich mit den Cops an. Bei Demos, die sich eher am letzteren Ende des Spektrums befinden, kann es sinnvoll sein, folgende Dinge zu beachten:

  • Bezugsgruppe bilden und sich vorher über Aktionskonsens austauschen (z.B. wie weit wollt ihr gehen, wann zieht ihr euch raus) und über Ängste, persönliche körperliche Risiken, relevante Vorerkrankungen (das können auch psychische sein, etwa Trigger) etc.
  • Ausweisdokumente mitnehmen, außer du gehst auf eine Aktion, wo es Konsens ist, das nicht zu tun. Identitätsverweigerung funktioniert nur in der Masse gut, ansonsten gibst du den Cops nur Anlass, dich mit auf die Wache zu nehmen
  • EA-Nummer (Ermittlungsausschuss – die Genoss*innen, die am Telefon hocken und im Blick haben, wer einfährt) auf die Haut schreiben mit einem möglichst wasserfesten Stift
  • Snacks und Wasser einstecken (Traubenzucker ist gut um schnell den Blutzucker hoch zu kriegen) – der Tag kann lang werden!
  • Wechselklammotten mitnehmen
  • Schwarze Kleidung kann sinnvoll sein, aber denk dran, ein Black Block isses nur als Block, also mit vielen Menschen, die bereit für diese Form des Auftritts sind -> guck immer ob das gerade sinnig ist
  • Kochsalzlösung dabei haben zum Augen auswaschen bei Pfefferspray (die gibts in kleinen Plastikampullen in der Apotheke)
  • Schlauchschals halten den Hals gut warm, Sonnenbrillen helfen gegen Sonne, (FFP2-)Masken gegen Ansteckung, Kapuzen gegen Regen (je nach dem wie streng die Cops mit Vermummung sind und wie gut vermummt die Leute um dich herum sind, musst du möglicherweise manches davon ablegen)
  • wenn möglich Aktionshandy (möglichst ohne persönliche Daten und mit anonymer Simkarte) statt Alltagshandy mitnehmen
  • Transpis geben deiner Demo nicht nur Inhalt, sondern sind auch ein physischer Schutz für dich und deine Genoss*innen, sowohl vor direktem körperlichen Kontakt mit der Polizei, als auch vor ungewollten Fotos und Filmaufnahmen von Polizei oder Nazis
Naziaufmärsche blockieren

Wenn Nazis aufmarschieren ist das für sie eine Machtdemonstration und eine Einschüchterung ihrer politischen Gegner*innen sowie all jener, die nicht in ihr Weltbild passen und die sie zu Opfern ihrer Gewalt machen. Wenn das unwidersprochen Geschehen kann, ist das eine ernsthafte Gefahr für viele von uns. Der Widerspruch gegen Naziaufmärsche muss also unbedingt lautstark auf die Straße getragen werden! Gegendemos sind hier oft der way to go.

Noch besser ist aber, wenn die Naziaufmärsche gar nicht erst passieren können, oder den Faschos so ungemütlich wie möglich gemacht werden. Dazu können wir ihre Demorouten blockieren. Das ist eine Aktionsform, die du natürlich nicht mal eben so einfach alleine machen kannst. Das Blockieren von Naziaufmärschen will gut vorbereitet sein. Sprecht euch also in euren Antifagruppen und Bezugsgruppen gut ab, wenn ihr von einer Faschodemo Wind bekommt! Überlegt euch, wo auf der Demoroute es Sinn macht zu blockieren. Wo ist die Straße z.B. besonders eng? Wo kommt ihr gut hin? Stellt sicher, dass ihr genug Leute seit, um ein wirkliches Hindernis zu sein, das nicht direkt von den Bullen geräumt wird. Vernetzt euch also in den Gruppen untereinander! Nazidemos zu blockieren ist eine vergleichsweise riskante und körperlich fordernde Aktionsform, die nicht für alle etwas ist – man gerät schließlich schnell in eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit Faschos und Cops. Es ist aber selbstverständlich vollkommen in Ordnung, wenn hier nicht alle mit machen. Das ist sogar von Vorteil: Oft ist es für Blockaden essentiell, dass es auch eine angemeldete Gegendemo gibt. Das gibt den Genoss*innen die Möglichkeit, „legal“ in der Stadt unterwegs zu sein – zu einer Angemeldeten Demo darfst du im Normalfall immer gehen. Auch hier sind gute Absprachen wichtig! Oft werden solche Demos von breiten Bündnissen organisiert, in denen nicht nur organisierte Antifas sitzen. Es ist wichtig, sich vorher zu besprechen, sodass sich nicht im Nachhinein von irgendwelchen Aktionen distanziert wird. Es müssen nicht alle mit blockieren und es müssen nicht alle die selbe Aktionsform wählen, aber uns muss klar sein, dass wir gemeinsam gegen Faschos kämpfen. Wenn hier alle solidarisch sind, klappt der Antifaschismus am besten! Es macht z.B. auch Sinn, die Demo so zu planen, dass sie möglichst nah an die Route der Faschos ran kommt, sodass diejenigen, die blockieren wollen, von der Gegendemo zum Blockadepunkt zu kommen. Manchmal klappt es sogar, mit der Demo die Route der Faschos zu kreuzen, wenn sie viel früher stattfindet als der Aufmarsch. Dann kann es sinnvoll sein, einfach genau da stehen zu bleiben. So kriegt man oft noch einige Leute mit dazu, die sonst nicht unbedingt an Blockaden teilnehmen würden und macht die Aktion für alle sicherer. Apropos Sicherheit. Wir haben ja schon angesprochen, dass Nazis blockieren eine riskantere Aktionsform ist, als manch andere Demo. Aber auch hier kann gute Vorbereitung viel helfen. Hier ein paar Tipps, was bei aktionsorientierteren Demos zu beachten ist:

  • Bezugsgruppe bilden und sich vorher über Aktionskonsens austauschen (z.B. wie weit wollt ihr gehen, wann zieht ihr euch raus) und über Ängste, persönliche körperliche Risiken, relevante Vorerkrankungen (das können auch psychische sein, etwa Trigger) etc.
  • Ausweisdokumente mitnehmen, außer du gehst auf eine Aktion, wo es Konsens ist, das nicht zu tun. Identitätsverweigerung funktioniert nur in der Masse gut, ansonsten gibst du den Cops nur Anlass, dich mit auf die Wache zu nehmen
  • EA-Nummer (Ermittlungsausschuss – die Genoss*innen, die am Telefon hocken und im Blick haben, wer einfährt) auf die Haut schreiben mit einem möglichst wasserfesten Stift
  • Snacks und Wasser einstecken (Traubenzucker ist gut um schnell den Blutzucker hoch zu kriegen) – der Tag kann lang werden!
  • Wechselklammotten mitnehmen
  • Schwarze Kleidung kann sinnvoll sein, aber denk dran, ein Black Block isses nur als Block, also mit vielen Menschen, die bereit für diese Form des Auftritts sind -> guck immer ob das gerade sinnig ist
  • Kochsalzlösung dabei haben zum Augen auswaschen bei Pfefferspray (die gibts in kleinen Plastikampullen in der Apotheke)
  • Schlauchschals halten den Hals gut warm, Sonnenbrillen helfen gegen Sonne, (FFP2-)Masken gegen Ansteckung, Kapuzen gegen Regen (je nach dem wie streng die Cops mit Vermummung sind und wie gut vermummt die Leute um dich herum sind, musst du möglicherweise manches davon ablegen)
  • wenn möglich Aktionshandy (möglichst ohne persönliche Daten und mit anonymer Simkarte) statt Alltagshandy mitnehmen
  • Transpis geben deiner Demo nicht nur Inhalt, sondern sind auch ein physischer Schutz für dich und deine Genoss*innen, sowohl vor direktem körperlichen Kontakt mit der Polizei, als auch vor ungewollten Fotos und Filmaufnahmen von Polizei oder Nazis
AfD-Infostand blockieren

Viele lokale Strukturen und große bundesweite Bündnisse haben es schon vorgemacht: Sobald die AfDler*innen irgendwo auftauchen, ihren Wahlkampf-Infostand einfach mit Trillerpfeifen, Transparenten, Regenschirmen und gut geschützen Genos*innen abschirmen. Als Schutz vorm Abfotografiert werden, vor der Kälte und Ansteckung helfen dicke Mützen, FFP2-Masken und Handschuhe. Am besten, ihr gebt dann noch über Social Media weiteren Antifaschist*innen und auch der Presse Bescheid, damit sich noch mehr Leutre eurer Aktion anschließen können. Bedenkt, dass diese Aktionsform nicht für alle Menschen etwas ist: Im schlimmsten Fall kann es zu Personalienfeststellungen o.ä. durch die Polizei kommen. Die Rote Hilfe ist hier die Rechtshilfestruktur eurer Wahl.

Marginalisierte Räume und Personen schützen

Je nach Umgabung und Stadt kann dies eine Daueraufgabe sein. Besonders nötig ist der Schutz von marginalisierten Gruppen und Orten, die Ziel von Naziangriffen werden natürlich bei erhöhtem rechten Aufkommen im Ort. Dann heißt es: Schutz organisieren, etwa für Geflüchtetenunterkünfte, queere Treffpunkte, migrantisch geprägte Orte, jüdische Räume. Auch linke Räume sind häufig Ziel von Naziangriffen und sollten in solchen Fällen geschützt werden. Schutz kann hierbei unterschiedlich aussehen. Vorher mit den betroffenen Menschen sprechen hilft, deren Sorgen zu verstehen, sich daran anzupassen und nicht etwas zu tun, was von ihnen gar nicht erwünscht ist. Solche Schutzstrukturen bestehen immer aus mehreren Menschen, die miteinander (etwa über sichere Handys oder zumindest Signalgruppen) vernetzt sind. Dabei kann es etwa darum gehen, durch Präsenz eine abschreckende Wirkung zu erzielen und den Menschen vor Ort ein sichereres Gefühl zu geben. Solche Orte können natürlich auch Demos sein, wie etwa CSDs, die durch das beherzte Eingereifen gegenüber Nazis teilweise erst ermöglicht werden. Auch hier gilt: Vorbereitung und Vernetzung ist wichtig und Vorsicht besser als Nachsicht.

Naziaktivitäten melden!

Wissen über politische Gegner*innen zu haben, Strukturen zu durchschauen und Akteur*innen zu kennen, ist essentiell, um wirksam antifaschistisch Handeln zu können. Du kannst deshalb:

Mail an Antifastrukturen schicken, wenn Du etwas weißt oder beobachtet hast (schau, ob das verschlüsselt möglich ist, bspw. mit PGP), Sticker in der Stadt abkratzen und Antifagruppen / -archiven zukommen lassen, AfD-Veranstaltungsorte oder Vermieter*innen melden, Autos von Nazis dokumentieren, …

Entnormalisierung von rechter Raumnahme in der Stadt

z.B. Burschenschaftern vor die Füße spucken, sie anpöbeln usw. Während für einige Menschen (wie etwa Frauen und queer oder migrantisch gelesene) die Öffentlichkeit auch ein Ort der Angst darstellen kann, bewegen sich Burschen und Verbinder teils so, als ob die (Ober-)Stadt ihnen gehört. Wir wollen aber keine Normalisierung von rechten und patriachalen Symboliken und Auftreten! Um Burschen und anderen den Tag zu vermießene und sie in die Schranken zu weisen, hilft oft schon ein fieser Blick, eine rüde Geste oder ein kräftiges Ausspucken in ihre grobe Richtung. Es kann in diesem Moment richtig ermutigend und empowernd sein! Manchmal aber auch etwas aufregend – also bitte nur machen, wenn du dich sicher fühlst und es z.B. es mit Freund*innen gemeinsam machst. Es ist für verschiedene Menschen unterschiedlich schwer, diesen Tipp umzusetzen und in jedem Fall unnötig, dich dabei in Gefahr zu bringen.

Zusammenhänge aufdecken zwischen extremer Rechter und herrschaftlichem „Normal“zustand

personell, strukturell, materiell, ideologisch

Eigene Strukturen aufbauen! (oder vorhandene unterstützen)
  • Infoläden und AZs unterstützen
  • Häuser besetzen
  • Gütergemeinschaften aufbauen: geteilte Ökonomien, Kommunen, SoLaWis etc.
  • Kollektivbetriebe errichten oder den Arbeitsplatz dem*der Chef*in wegnehmen (siehe Was du tun kannst auf der Arbeit)
  • Gruppen aufbauen
  • Gruppen zu Organisationen und Föderationen vernetzen
  • „Mutual Aid“-Strukturen errichten oder darin aktiv werden

    „Gegenseitige Hilfe“ oder englisch „Mutual Aid“ ist ein Konzept aus der anarchistischen Theorie und Praxis, auf dessen Grundlage Gegenmodelle zu den kapitalistischen Konkurrenzverhältnissen geschaffen werden können. Die Idee ist simpel: Strukturen aufbauen, um uns gegenseitig zu unterstützen. Wenn wir die Dinge die wir gut können nicht bloß gegen Bezahlung und Lohn anbieten, sondern kollektiv organisiert für alle machen, dann profitieren davon auch wir alle. Das „gegenseitige“ daran ist dann nicht das direkte gegeneinander Aufrechnen, sondern die Möglichkeit, dass wir alle die jeweilige Hilfe in Anspruch nehmen, die wir gerade brauchen. Ich esse heute bei dir in der Küfa (Küche für Alle) und bezahle das nicht – dafür reparier ich aber Fatimahs Fahrrad, die wiederum mit ihren Kolleg*innen deinen morschen Dachstuhl renoviert hat. Klassische Beispiele dafür, wo dieses Konzept bereits umgesetzt wird, sind Selbsthilfe-Fahradwerkstätten, „Food not Bombs“ und Küfas, Autonome Frauenhäuser und viele mehr. Oft kann sich auch der Blick um uns herum lohnen: Alleinerziehende Menschen, ältere Menschen, Menschen mit ME/CFS nach Covid, Menschen deren Muttersprache nicht Deutsch ist, Menschen in finanziell prekären Situationen – wer ist um mich herum und kann Unterstützung gebrauchen? Das Gegenseitige, der Netzwerkcharakter, ist dabei, was Gegenseitige Hilfe von bürgerlicher Wohltätigkeit unterscheidet. Während Wohltätigkeit einseitig Menschen in prekärer Lage unterstützt – und dabei Top-Down definieren kann, wer diese Unterstützung verdient und wer nicht – ist Gegenseitige Hilfe gesamtgesellschaftlich konzipiert und bietet die Möglichkeit, solidarische Strukturen für uns alle zu schaffen – Menschen in prekären Lebenslagen genauso inkludiert wie alle anderen.

    Hier ein englischsprachiges Video, das das Konzept Gegenseitige Hilfe / Mutual Aid erklärt und Anstöße bietet, wie wir damit praktisch loslegen können.

Bildungsarbeit

Es ist wichtig, politischer Arbeit und emanzipatorischen Ideen eine Analyse der uns umgebenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu Grunde zu legen – damit unsere Träume Wirklichkeit werden und unsere Kämpfe wirksam und strategisch sein können. Dabei lernen wir nie aus. Bildungsarbeit ist eine gute Möglichkeit, zusammen zu denken, sich zu vernetzen und zu verstehen, was wir verändern wollen und wie. Ihr könnt:

  • gesellschaftliche Verhältnisse analysieren, verstehen und verändern
  • Vorträge und Lesungen veranstalten
  • Lesekreise organisieren
  • Theorie lesen
  • Erinnern heißt Kämpfen!
    • Erinnerung, Gedenken und Aufarbeitung des NS unterstützen
    • Gedenkstättenarbeit
    • autonome Stadtrundgänge zur lokalen NS- und/oder Widerstandsgeschichte
    • Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte
    • Lokale Bezüge herstellen, Akteur*innen (bspw. Unternehmen) benennen, Kontinuitäten sichtbar machen, Gedenkorte kritisieren oder kontextualisieren
Unterstützung für Betroffene rechter Gewalt

Rechte Gewalt geschieht täglich und ist oft tödlich. Dennoch fehlt es staatlicherseits an Anerkennung und v.a. Unterstützung der Betroffenen. Oft wird ihnen nicht geglaubt, die strukturelle Dimension rechter Gewalt ignoriert und durch rassistische Narrative oder solche der „Einzelfälle“ ersetzt. Dabei sind in der Vergangenheit (NSU, Hanau, Franco A:, zahlreiche weitere Beispiele …) oft genug auch staatliche Akteur*innen Polizei oder Verfassungsschutz teil dieser rechten Netzwerke und Gewalt gewesen. Es fehlt an Aufarbeitung dieser Fälle ebenso wie an gesellschaftlicher Skandalisierung, Dokumentation und verstetigter Untersützung von Betroffenen oder deren Angehörigen. Oft genug wird solche Arbeit von Freund*innen und Allies der Betroffenen geleistet. Auch ihr könnt helfen, zum Beispiel aufklären und informieren, Soliveranstaltungen organisieren, Menschen zu Prozessen begleiten oder rund um die Prozesse Öffentlichkeitsarbeit und politische Raumnahme (Demos, Kundgebungen, Transparente, …) organisieren. Es gibt auch Beratungsstellen oder Anlaufpunkte, wie CopWatch zur Dokumentation rassistischer Polizeigewalt, die ihr supporten könnt. AUch die Dokumentation von Gerichtsprozessen und deren Beobachtung kann sehr hilfreich sein – oder diret, Schöff*in zu werden. Es ist auch wichtig Erinenrungsarbeit zu leisten, Straßen umzubenennen, Denkmäler- und Tage zu errichten (Initiative 19. Februar).

Antirepressionsarbeit

Wer sich für eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzt, wird früher oder später auf die ein oder andere Art mit den Repressionsorganen des Staates in Kontakt kommen, dessen zentrale Funktion ja die Aufrechterhaltung der Verhältnisse ist. Wenn das passiert ist – wie so oft – Solidarität gefragt!

Rechtsberatung organisieren, Kontakt zu Anwält*innen herstellen, Geld für die anfallenden Kosten auftreiben, Briefe Schreiben an diejenigen, die im Knast sitzen – all das fällt unter Antirepressionsarbeit. Wenn ihr euch sowas vorstellen könnt, guckt mal, ob es in eurer Stadt schon Gruppen gibt, und baut ansonsten selbst welche auf! Die größten Strukturen in diesem Bereich sind die Rote Hilfe und das Anarchist Black Cross (ABC). In vielen Städten gibt es außerdem Schwarze, Schwarz-Rote oder Bunte Hilfen und in Fußballkontexten Fanhilfen.

Neben der aktiven Antirep-Arbeit ist auch die passive Solidarität wichtig! Wer emanzipatorisch aktiv ist, oder sich mit denen, die es sind solidarisch sieht, sollte unbedingt Mitglied in der Roten Hilfe sein! Durch einen kleinen Monatsbeitrag können wir so dazu beitragen, Repressionskosten Einzelner auf uns alle zu verteilen, und, sollten wir’s mal brauchen, selbst auf die Unterstützung der Roten Hilfe zurückgreifen!

Stadtbild dominieren
  • stickern
  • plakatieren
  • sprayen
  • rechte Propaganda entfernen (und ggf. archivieren / Antifas melden)
Wenn du Diskriminierung beobachtest: Misch dich ein!

Diskriminierungen und Beleidugungen sind oft gegen eine Einzelperson gerichtet, sie sich dann auch schnell vereinzelt fühlt. Misch dich ein, spricht mit der betroffenen Person, mach klar, dass du auf ihrer Seite stehst und frag, wie du helfen kannst. Manchmal kann es helfen, der diskriminierenden Aussage laut und für alle hörbar zu widersprechen, machmal muss man sich dafür erst spontan Verbündete suchen. Auch Fremde können hier schnell Verbündete werden, wenn man sie direkt ansprichst und um Unterstützung bittet.

Konzerte und Parties organisieren

so könnt ihr linke Kultur und Subkultur fördern, Künstler*innen mit nicen Inhalten eine Plattform geben und damit gleichzeitig Geld für emanzipatorische Strukturen sammeln

soziale, gesellschaftliche Netzwerke unterstützen (in der Sozialen Arbeit, ehrenamtlich für Wohnungslose, „Integrations“arbeit mit Geflüchteten, Tafel,…)
Geld spenden

Nicht immer ist es möglich oder fühlt es sich gut an, selbst aktiv zu werden. Wenn Du aber finanziell gut abgesichert bist und Lust hast, etwas davon zu teilen, sind Deine Spenden super wichtig! Gerade in Zeiten zunehmender politischer Verschiebungen zu rechten Kräften fehlt es linken, emanzipatorischen Strukturen und Räumen allerorten an Geld. Wohin du spenden möchtest, kannst Du deshalb nach Deinen Schwerpunkten entscheiden – aktuell sind besonders Einrichtungen betroffen, die sich für emanzipatorische Bildungsarbeit, Queeres Leben und in migrantischen Kontexten einsetzen. Aber auch lokale Strukturen sind auf Deine Unterstützung angewiesen. Vielleicht gibt es in Deinem Dorf ein autonomes Jugendzentrum oder ein Frauenhaus, in Deiner Stadt ein linkes Café oder ein Projekt das Menschen ohne festen Wohnsitz im Winter oder ohne Papiere bei der medizinischen Versorgung unterstützt. Wenn Du etwas hast, dass Du außerhalb von Geld teilen kannst, zum Beispiel medizinische Kenntnis, Infrastruktur (Räume, Technik, …) oder Reparaturskills, können diese auch solidarisch eingebracht werden.

Finanzielle Unabhängigkeit organisieren

Dass das Geld knapp ist, wissen wir alle – doch durch die zunehmende Faschisierung der Gesellschaft verlieren vor allem emanzipatorische Förderstrukturen künftig weiter an Mitteln. Umso wichtiger ist es, Wissen über Fördertöpfe und Spendenkampagnen zu teilen, im Anträge schreiben fit zu werden und andere dabei zu untersützen, auch in ihrer Stadt/Kommune mögliche Gelder zu beantragen. Das richtige Wording kann dabei helfen – ob ihr nun bei AStAs, parteinahen Stiftungen, Kirchen oder Gewerkschaften anfragt. Stichworte we „Zivilgesellschaft“, „gegen Rechts“ und „Demokratie“ können Türöffner sein. Neben solchen Finanzanträgen haben wir auch als Szene die Möglichkeit, unter uns Geld zu sammeln: Von Mitgliedsbeiträgen in Gruppen, über Spendenkampagnen in Solifonds bis Soliparties und -konzerte gibt es verschiedenste Möglichkeiten, wie Gelder von denen unter uns, die ein Bisschen was übrig haben, in unsere Strukturen kommen zu lassen. Gegen die kapitalistische Konkurrenzlogik ist es umso wichtiger, dabei solidarisch zu sein und auch solche Gruppen und Strukturen zu unterstützen, die vielleicht noch weniger Möglichkeiten der Förderung haben als ihr.

lokale Abgeordnete aufsuchen/kontaktieren, Kritik oder Anliegen zum Ausdruck bringen

Auch wenn wir hier für eine aktive Form der Zivilgesellschaft sprechen, kann es sinnvoll sein, gewählte demokratische Vertreter*innen direkt zu kontaktieren. Ob mithilfe von vorgefertigten Briefen Kritik geübt wird, Vorschläge oder Anfragen zu konkreten politischen Vorhaben oder Entwicklungen gestellt oder Rückmeldung gegeben wird, es kann sich lohnen. Manchmal können bestimmte Abgeordnete auch Verbündete bei anderen Formen politischer Organisierung sein, etwa Demonstrationen anmelden oder lokal Infrastruktur oder Gelder bereitstellen, um emanzipatorische Kämpfe zu unterstützen. Auf Grund ihrer Reichweite und Kontakte können sie bspw. auch helfen, Dinge zu skandalisieren, wie etwa im Fall des Linke-Abgeordneten Nam Duy Nguyen, der im Kontext der Proteste gegen den Bundesparteitag der AfD in Riesa (wie viele andere) massive Polizeigewalt erfuhr und das öffentlich machte. Wichtig ist, nicht zu vergessen, dass nicht die Afd allein für die zunehmende Faschisierung der Gesellschaft zuständig ist sondern auch CDU und Grüne, SPD und FDP autoritäre Politiken verfolgen, etwa verschärfte Migrationspolitik oder die GEAS-Reform unterstützen und befördern. Kritik an diesen Parteien „der Mitte“ zu üben, muss daher umso mehr in eine emanzipatorische Richtung geschehen, anstatt sich vor allem Rhetorik und Praxis der AfD anzueignen.

Digitale Antifagruppe: Kommentieren gegen Rechts

Es kann viele Gründe geben, warum Aktivitäten außerhalb Deines Zuhause nicht möglich sind. Aber auch im Netz kannst du Dinge verändern. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, mit anderen in Austausch zu treten, rechte Nutzer*innen zu melden oder Dich digital einzumischen, wenn Du Diskriminierung und Hetze begegnest.Es kann auch Sinn machen, sich in Social Media Diskussionen unter Posts und Videos einzumischen, rechten Kommentator*innen zu widersprechen und antifaschistische Stimmen zu verstärken. Achte dabei aber auch darauf, dich nicht von irgendwelchen Trolls in endlose Debatten ziehen zu lassen, die nirgendwo hin führen und nur deine Energie fressen – das ist eine gängige Strategie!
Es gibt auch regelmäßig Aufrufe, an „digitalen Demonstrationen“ teilzunehmen, an denen beispielweise an einem bestimmten Tag soziale Medien mit einem bestimmten Hashtag geflutet werden und so Aufmerksamkeit auf ein Thema gelenkt werden soll.

Auch deine digitale Stimme zählt!