…in der Schule
In der Schule fühlt man sich oft besonders handlungsunfähig. Die Lehrer*innen begegnen uns in einer besonderen Hierarchie als Autoritätspersonen mit Erziehungsauftrag, wir sind gezwungen, uns jeden Tag der Woche hier aufzuhalten, ob wir das wollen oder nicht, stundenlang still zu sitzen und zuzuhören. Wir stehen oft unter enormem Druck, Leistungen zu erbringen und gute Noten zu schreiben. Als Jugendliche werden unsere Stimmen in der Gesellschaft wenig gehört und oft nicht ernst genommen.
Tatsächlich sind wir aber alles andere als handlungsunfähig. Unsere Mitschüler*innen sind oft eher von unseren Ideen zu überzeugen, als irgendwelche alten Säcke, die schon seit 40 Jahren konservativ sind. Dadurch, dass wir uns jeden Tag sehen, haben wir auch eine gute Grundlage, uns gemeinsam zu organisieren. Zusammen können wir dann einiges tun, die eingefärbten Punkte könnt ihr per Klick ausklappen, um mehr darüber zu erfahren:
in der SV aktiv werden
Als Schüler*innen sind wir es, die am allermeisten von Entscheidungen in der Bildungspolitik betroffen sind, und gleichzeitig haben wir von allen im Schulbetrieb – also Schüler*innen, Lehrer*innen, Schulleitung, Eltern – am wenigsten Mitspracherecht. Um unseren Stimmen Gehör zu verschaffen, müssen wir uns also zusammen tun. Dafür haben wir die Schüler*innenvertretung, kurz SV. Dabei kann es um alles mögliche gehen, was unseren Schulalltag betrifft; von veralteten Schulbüchern, über das Essen in der Schulcantine, bis zur Veranstaltung von Konzerten in den Räumlichkeiten der Schule.
In der SV können wir uns für unsere Interessen an unserer Schule einsetzen. Die SVn sind untereinander Vernetzt in Gesamtschüler*innenvertretungen (GSV), Stadt- und Landesschüler*innenvertretungen, oder Stadt- und Landesschüler*innenräten. Je nach Bundesland heißt das ein bisschen anders. Auf bundesebene gibt es die Bundesschüler*innenkonferenz (BSK).
Die Websites der jeweiligen Institutionen haben oft einiges an Material, das euch dabei helfen kann, mit der SV richtig was zu reißen. Hier zum Beispiel die Seite der LSV Hessen, wo es neben vielem allgemeinen Material zur SV-Arbeit beispielsweise ein Plakat gibt mit einer Übersicht ven den Rechten, die wir als Schüler*innen so haben (wie viel Hausaufgaben dürfen wir eigentlich aufgehalst bekommen, bevor’s illegal wird?!).
eine Schüler*innen-Antifa oder Antifa AG an der Schule bilden
Schnapp dir ein paar andere Linke aus deiner Klasse, oder auch aus anderen Klassen und fangt an, euch regelmäßig zu treffen. Für einen Raum könnt ihr einfach mal die SV an eurer Schule fragen, wahrscheinlich können die euch weiter helfen. Falls ihr Kontakt zu Leuten von anderen Schulen habt, kann es auch Sinn machen, einen Raum außerhalb der Schule zu suchen. Schreibt doch einfach mal ne Mail an linke Räume wie Infoläden oder AZs in eurer Stadt und fragt nach, ob ihr dahin könnt. Hier in Marburg eignet sich für sowas z.B. der Anarchistische Infoladen Marburg.
Wenn ihr erstmal einen Raum und einen regelmäßigen Termin habt, könnt ihr Flyer an eurer Schule verteilen und aufhängen, sodass auch andere dazu kommen können. In eurer Schüler*innen-Antifa könnt ihr dann z.B. Texte lesen und diskutieren (wenn ihr nicht so genau wisst was, fragt auch mal bei Infoläden oder Ähnlichem nach, die haben bestimmt was für euch), euch zu Demos verabreden, Sticker drucken und was euch sonst noch so einfällt. Wenn ihr euch auf dieser Seite noch weiter rum klickt, findet ihr sicher einiges, was ihr tun könnt!
uns mit Schüler*innen von anderen Schulen vernetzen
Schulstreiks
Schulbesetzungen
„Aktion große Pause“
an mehreren Schulen koordiniert immer für den Zeitraum der großen Pause die Straße vor der Schule blockieren. Das ergibt natürlich nur Sinn, wenn es irgendwie in eine breitere Kampagne integriert ist, kann dann aber eine seper effektive Aktionsform sein!
Wenn du Diskriminierung beobachtest: Misch dich ein!
Diskriminierungen und Beleidigungen sind oft gegen eine Einzelperson gerichtet, sie sich dann auch schnell vereinzelt fühlt. Zugleich entstehen sie nicht im Vakuum, sondern sind (gewaltvoller) Ausdruck der Herrschaftsverhältnisse, in denen wir leben – keine Einzelfälle. Misch dich ein, spricht mit der betroffenen Person, mach klar, dass du auf ihrer Seite stehst und frag, wie du helfen kannst. Manchmal kann es helfen, der diskriminierenden Aussage laut und für alle hörbar zu widersprechen, machmal muss man sich dafür erst spontan Verbündete suchen. Auch Fremde können hier schnell Verbündete werden, wenn man sie direkt anspricht und um Unterstützung bittet. Es ist besser, etwas zu versuchen, als zu schweigen und der Normalisierung von Diskriminierung und Gewalt damit Raum zu geben. Wenn die Diskriminierung oder Gewalt zum Beispiel in Form von racial profiling von staatlichen Repressionsorganen, v.a. der Polizei, ausgeht, habt ihr die Möglichkeit, Euch zusätzlich an entsprechende antirassistische Strukturen zu wenden, um den Vorfall zu dokumentieren und Unterstützung zu erhalten. In der Nähe von Marburg ist das zum Beispiel CopWatchFFM.
Verbünden (mit Mitschüler*innen, Lehrer*innen, Antifas)
Was tun, wenn sich ein*e Mitschüler*in oder Lehrer*in rassistisch äußert, offen faschistische Symbole trägt, usw.? Am besten, ihr seid schon auf eine solche Situation vorbereitet. Das heißt nicht, immer direkt zu wissen, was zu tun ist. Hilfreich ist es aber vernetzt zu sein schon bevor etwas passiert. Vernetzung kann einerseits heißen sich mit den Antidiskriminierungs-Anlaufstellen der Schule bekannt zu machen, die Telefonnummer für die Antisemitismus-Anlaufstelle parat zu haben, usw. Dazu gehören kann auch, sich mit den lokalen Antifa-Strukturen bekannt zu machen – nicht zwingend persönlich, aber zumindest wissen, wo man sie erreichen würde. Besonders wichtig finden wir, sich mit Mitschüler*innen, Freund*innen und vielleicht sogar solidarischen Lehrer*innen zu vernetzen: Wissen, wer ebenfalls einschreiten würde, wer zur Unterstützung schnell zur Stelle wäre, mit wem man nach einem Vorfall vertraulich sprechen kann.
SV auf Problem mit Nazis aufmerksam machen
Bildungsarbeit organisieren
Eine tolle Möglichkeit, den Schulalltag zu verändern oder sogar in größeren Zusammenhängen, bspw. zusammen mit anderen Schulen, Jugendzentren oder der Stadt ins Gespräch zu kommen, ist selbst organisierte Bildungsarbeit. Themen könnt ihr selbst wählen, ob nun mit konkretem lokalem Bezug oder allgemeiner, um erstmal grundlegenderes zu lernen oder Euch zu vernetzen. Wie wäre zum Beispiel
- ein Vortrag zu rechten Strukturen, Symbolen, Musik, … etc
- eine Veranstaltung zu NS-Zeit oder Kolonialismus in Eurer Stadt
Apelle an Lehrer*innen und Schulleitung, sie sollen sich nicht aus der Verantwortung ziehen!
es gibt coole Bildungsworkshops für Schulen, Lehrer*innen können die einladen, z.B. vom Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC), die bieten Workshoptage zu Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus usw. an.
falls du nach der Schule noch Zeit und Energie hast, schau auch mal, was du immer und überall tun kannst
…in der Uni
Spätestens seit der Studierendenbewegung der späten 1960er Jahre ist die Universität einer der zentralen Orte für politisches Engagement. Als wichtige Orte der Wissensproduktion und -vermittlung tragen sie Maßgeblich dazu bei, welche Ideen gedacht, gesprochen und auch umgesetzt werden. Einige Dinge, die wir hier tun können, sind folgende (die eingefärbten Punkte könnt ihr per Klick ausklappen, um mehr darüber zu erfahren):
Engagement im AStA und in dessen autonomen Referaten
Aktivismus in einer linken Hochschulgruppe
Unibesetzungen
uns überlegen, was wir tun, wenn wir mit Nazis im Seminar/Vorlesung sitzen, sich Kommiliton*innen rechts/rassistisch/etc. äußern
Was tun, wenn sich ein*e Kommiliton*in oder Dozent*in rassistisch äußert, offen faschistische Sybole trägt, usw.? Am besten, ihr seid schon auf eine solche Situation vorbereitet. Das heißt nicht, immer direkt zu wissen, was zu tun ist. Hilfreich ist es aber vernetzt zu sein schon bevor etwas passiert. Vernetzung kann einerseits heißen sich mit den Antidiskriminierungs-Anlaufstellen der Uni bekannt zu machen, die Telefonnummer für die Antisemitismus-Anlaufstelle parat zu haben, usw. Dazu gehören kann auch, sich mit den lokalen Antifa-Strukturen bekannt zu machen – nicht zwingend persönlich, aber zumindest wissen, wo man sie erreichen würde. Besonders wichtig finden wir, sich mit Kommiliton*innen, Freund*innen und vielleicht sogar solidarischen Dozent*innen zu vernetzen: Wissen, wer ebenfalls einschreiten würde, wer zur Unterstützung schnell zur Stelle wäre, mit wem man nach einem Vorfall vertraulich sprechen kann.
Outen: Das Fascho-Sein einer Person an der Uni öffenlich machen
Ihr habt einen lokalen Fascho erkannt oder er*sie hat sich selbst zu erkennen gegeben? Dann habt ihr die Möglichkeit, seine Gesinnung und Menschenfeindlichkeit möglichst breit zu streuen. Einerseits, um ggf. Menschen vor ihm*ihr zu schützen, andererseits, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, selbst aktiv zu werden und Faschos das Leben zu vermiesen! Das kann reichen von einem vertraulichen Gespräch mit einer*einem solidarischen Dozent*in über stabile Menschen, die in der Fachschaft oder in Unigremien (Senat, Fachbereichsrat, Direktorien der einzelnen Institute usw.) aktiv sind. Lokale Antifagruppen freuen sich ebenfalls über solche Infos und ggf. Fotos von der Person (pass dabei gut auf dich auf und lösche die Metdadaten, bevor du sowas von einer anonymen Mailadresse verschickst). Ein Outing kann auch vor versammeltem Seminar passieren oder mit Hilfe von Flugblättern, Graffiti, Plakaten etc. Dabei bewegt man sich allerdings möglicherweise im strafrechtlich relevanten Bereichen und sollte die Aktion sehr gut vorbereiten.
Faschos aus Veranstaltungen rausschmeißen
Schließlich ist es natürlich auch möglich, kurzen Prozess zu machen und die Person direkt aus dem Seminar/der Vorlesung rauszuschmeißen. Auch das braucht in jedem Fall gute Vorbereitung und Verbündete! Und auch hier sollte man sich über mögliche rechtliche Konsequenzen gewar sein. Aber: Es kann funktionieren und war an hessischen Unis schon mehrmals erfolgreich.
Apelle an Dozierende und Unileitung, sie sollen sich nicht aus der Verantwortung ziehen
bei konkreten Übergriffen/Beleidigungen: an AntiDis-Stukturen der Hochschule bzw. der Stadt/des Landes wenden
Beobachtest du einen konkreten Übergriff oder Beleidigungen oder bist selbst konkret davon betroffen, kannst du diese Vorfälle melden. Dafür gibt es sowohl in den meisten Städten als auch an allen Hochschulen konkrete Ansprechpersonen. Sie sind ausgebildet für solche Situationen und können weiterhelfen bzw. verweisen dich im Zweifelsfall an die richtige Stelle weiter. Die Anlaufstelle der Uni Marburg zum Beispiel ist in der Vergangeheit sehr solidarisch und hilfreich mit Anfragen umgegangen.
Wenn du Diskriminierung beobachtest: Misch dich ein!
Diskriminierungen und Beleidugungen sind oft gegen eine Einzelperson gerichtet, sie sich dann auch schnell vereinzelt fühlt. Misch dich ein, spricht mit der betroffenen Person, mach klar, dass du auf ihrer Seite stehst und frag, wie du helfen kannst. Manchmal kann es helfen, der diskriminierenden Aussage laut und für alle hörbar zu widersprechen, machmal muss man sich dafür erst spontan Verbündete suchen. Auch Fremde können hier schnell Verbündete werden, wenn man sie direkt anspricht und um Unterstützung bittet.
Gewerkschaftsarbeit – Löhne hoch, Stunden runter – den Kapitalismus überwinden!
Auch als Studierende könnt ihr Euch in Gewerkschaften organisieren – entweder schon passend zu Eurem Studiengang, bspw. bei der GEW, Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft, oder bei der Freien Arbeiter*innen Union, einem förderalen Netzwerk basisdemokratischer Gewerkschaften, die Studierende explizit mitansprechen. Neben dem AStA und den autonomen Referaten, die Dich vertreten und in konkreten Fällen ansprechbar sind, gibt es zum Beispiel auch die Hilfskraftinitiative die sich besonders für die Rechte studentischer Hilfskräfte starkmacht („Aufstand der Sachmittel“) Wenn Du gleichzeitig arbeitest und studierst, mit Geldsorgen zu kämpfen hast oder als erste Person in Deinen Herkunftskontexten studierst, ist Vernetzung umso wichtiger, damit Du nicht allein bleibst. Initiativen wie Arbeiter*innenkind nehmen in den Blick, wie strukturelle Ungleichheiten auch auf Bildungsprozesse wirken.